Ego-Dynamik – und die Probleme damit

Veröffentlicht am 3. Jänner 2024 um 09:13

 

Wie entsteht eigentlich unser Ego und was ist das Ego überhaupt?
Wir alle lesen, hören und reden so viel über dieses Ding mit den drei Buchstaben – aber wissen wir denn wirklich, was das Ego überhaupt ist? Ist es etwas Schlechtes oder gar etwas, das uns in unserem Alltag und Leben hilft zurecht zu kommen?
In den kommenden Zeilen möchte ich das Ego gerne etwas genauer beleuchten und auf die Vor- sowie Nachteile dieses Teils in uns, eingehen.

Hast du schon einmal ein Computerspiel gespielt? Ja? Perfekt!
Stell dir vor, du wirst zu einem dieser Spiele eingeladen. Im Spiel geht es darum, diverse Herausforderungen zu meistern und das ultimative Ziel ist es, dich selbst zu erkennen, herauszufinden, was du wirklich willst und dem das ganze anschliessende Spiel zu widmen. Du wirst dafür ausgestattet mit einem Avatar.
Manche Spieler:innen weigern sich, mitzuspielen, obwohl sie einen Avatar, also eine Spielfigur, haben. Andere sind extrem mit ihrem Avatar identifiziert.

Was es für ein Spiel ist? Du hast es bestimmt schon erraten; das Spiel nennt sich "Leben".
Theoretisch ist es denkbar, dass wir alle gerade Teilnehmer:innen in so einem Spiel sind, oder?

Die Entstehung des Egos
Wir alle kommen aus dem unbegrenzten, omnipotenten Quantenfeld. Irgendwann entsteht ein Schöpfungsimpuls und tadaaa, das Spiel beginnt.
Kurz nach unserer Geburt sind wir noch sehr mit dem unendlichen, unbegrenzten Bewusstsein verbunden, aus dem wir kommen – gleichzeitig entwickeln wir mit der Zeit aber auch ein Ego, das denkt "ich bin ein Jemand". Das ist sozusagen unser Avatar, mit dem wir in dieser Welt unterwegs sind.
Wir entwickeln einen Geist, einen Mentalkörper. Mit ihm bewegen wir uns auf der Ebene der Gedanken, der Konzepte und der Worte. Ein weiterer Körper, der Emotionalkörper, sorgt ausserdem für unsere Gefühle. Und natürlich sind wir zusätzlich mit einem physischen Körper ausgestattet, sozusagen der Avatar für unserer Zeit auf der Erde.
Wenn ich dich nun aber frage wer du bist, was antwortest du mir dann? Bist du deine Gedanken, deine Gefühle oder dein Körper?
Lass uns das überprüfen; deine Gedanken kommen und gehen – du bist aber immer da; also kannst du nicht deine Gedanken sein. Das Gleiche gilt für deine Gefühle und Emotionen. Bist du also dein Körper? Nein, denn wenn du ein Stück deines Körpers verlierst, deine Haare oder Fingernägel schneidest, dann bist du immer noch genauso du wie vorher, richtig?
Wer und was bist du also?
Du bist das was bleibt, wenn alles andere geht – Essenz.


Was ist also eigentlich unser Ego? Unser Ego ist die Idee, ein Jemand zu sein.  
Und was ist so schlimm daran? Grundsätzlich erst einmal gar nichts – das Leid entsteht erst, weil wir vergessen wer wir wirklich sind und glauben, wir seien tatsächlich dieser Avatar.

Unser Ego ist mit der Idee identifiziert, "jemand" zu sein. Von diesem Gedanken ausgehend möchte es natürlich die Kontrolle über das "ich" haben. Und wie stellt es das an?
Das Ego kontrolliert uns über immer wiederkehrende Muster. Du hast es bestimmt auch schon erlebt, dass bestimmte Gedankenschlaufen immer wieder auftreten und sich individuelle Gefühlsmuster wiederholt zeigen.
Beobachte Menschen in derselben Situation und du wirst feststellen, dass sie alle verschieden, aber individuell immer wieder auf eine ähnliche Weise reagieren.

Im Kern dieser Muster gibt es diese zentrale Idee eines "ich's" und um dieses "Ich" herum bilden sich Algorithmen aus Denk-, Gefühls- und Handlungsgewohnheiten.
Der Vorteil? Das "ich" erleichtert das Leben in der dualen Welt sehr, weil bestimmte Muster abgespeichert werden. Du musst nicht jeden Tag darüber nachdenken, wie dein Name lautet, musst nicht jeden Tag erneut die Erfahrung machen, dass eine Herdplatte heiss ist und nicht jeden Tag aufs Neue lernen, wie Zähneputzen funktioniert.
Trotzdem bringt der Glaube ein "Jemand" zu sein, drei Probleme mit sich.

 

1. Kontrollverlust
Ein "jemand" wird immer wieder die Erfahrung von Kontrollverlust machen, egal wie viel Mühe dieser Mensch sich auch geben wird. Das Leben auf dieser Erde ist in seiner Dualität nicht kontrollierbar, so sehr du es dir bzw. dein Ego es sich auch wünschen mag.

2. Unwissenheit
Egal, wie viel der "jemand" lernt, auf einer Ebene wird ihm immer wieder bewusst, dass er nicht wirklich etwas weiss. Für unserer Essenz ist das Nichtwissen kein Problem, denn es kann auf das Quantenfeld zurückgreifen. Für das Ego bedeutet Nichtwissen aber den Tod.

3. Trennung
Solange wir glauben, dass wir dieser Avatar sind, erfahren und leiden wir auch unter Trennung. Wenn wir an ein "ich" glauben, gibt es auch alles das, was nicht das "ich" ist. Folglich fühlen wir uns getrennt. Das Gefühl der Trennung ist übrigens eines der Hauptgründe für chronische Erschöpfung.

Aus diesen drei Problemen entstehen drei Erfahrungen, die für unser Ego eine tiefe Demütigung bedeutet. Diese Erfahrungen sind so unangenehm, dass die meisten Menschen ihr Leben damit verbringen, von diesen Gefühlen weg zu wollen – ein Ding der Unmöglichkeit.

1. Ohnmacht
Wir erkennen, dass das Leben grösser ist als wir und dass wir keine Kontrolle haben.

2. Bedürftigkeit
Aus der Bedürftigkeit heraus möchten wir, dass immer das geschieht, was wir wollen.

3. Angst
Von jetzt auf gleich werden wir mit unserem Körper in die Welt geboren. Wir wissen nicht, was uns erwartet und fühlen uns fremd und unsicher in dieser Fremde. Das löst Angst aus.

 

Diese drei wunden Punkte versucht das Ego unter allen Umständen zu vermeiden und zu umgehen bzw. dagegen anzukämpfen. Dafür hat das Ego natürlich auch die entsprechenden Strategien entwickelt:

  1. Kontrolle
    Wir beginnen damit, das Leben um uns herum kontrollieren zu wollen. Kontrolle ist der Versuch, das Gefühl von Ohnmacht zu vermeiden.
  2. Erfüllung
    Wer will sich schon bedürftig fühlen? Damit wir dieses Gefühl umgehen können, streben wir nach Erfüllung. Doch dieses Loch ist nicht durch immer mehr Konsum zu stopfen.
  3. Wissen
    Wir versuchen unsere Angst durch die Ansammlung von Wissen zu kompensieren.

Beobachte dich selbst, wann immer du angespannt bist, vermeidest du mindestens eine der unangenehmen Erfahrungen von Ohnmacht, Bedürftigkeit oder Angst.

 

Die Tricks des Egos

Was tut das Ego, um seine Geschichte des "ichs" aufrechtzuerhalten?
Wann immer du eines dieser 7 Verhaltensmuster lebst und beobachtest, kannst du davon ausgehen, dass du gerade mit deiner Idee "jemand" zu sein und entsprechend auch mit deinem Ego stark identifiziert bist:

  1. Bescheid wissen
  2. Recht haben
  3. Festhalten an
  4. Kämpfen gegen
  5. Ablenken von
  6. Zeit (Ego braucht eine Geschichte / Vergangenheit , um zu existieren)
  7. Trennung

 

 

Diese Tricks deines Egos kannst du mit Achtsamkeit identifizieren und bewusst verändern bzw. dich nicht mehr davon beeinflussen lassen.
Falls dich das Thema interessiert und du gerne mehr darüber erfahren magst, bin ich gerne für dich da.

 

"Das Ego ist wie eine Welle im Ozean der Seele – vergänglich und getragen von etwas Grösserem"

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